Im Bereich der Literatur fokussiert sich das Engagement der Jürgen Ponto-Stiftung auf den Beginn einer schriftstellerischen Karriere: die wichtige Phase vor der Veröffentlichung des ersten Buches.

Von 2005 bis 2020 haben Nachwuchsautorinnen und -autoren in einer Schreibwerkstatt professionelle Unterstützung bei der Ausarbeitung ihres Buchmanuskripts erhalten, das die Basis für die Veröffentlichung ihres Erstlingswerks sein sollte. Aktuell betreibt die Stiftung ein neues Förderprogramm mit dem Titel Spaltmaße. Vermessungen aus Alltag und Gesellschaft.

Es stellt jährlich vier Autor:innen Stipendien für den Zeitraum von Juli bis Dezember zur Verfügung.

Mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung werden Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die bereits einen Verlag von ihrem ersten Werk überzeugt haben, dessen tatsächliche Veröffentlichung aber noch ansteht.

Jürgen Ponto-Stiftung

Der Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung

Seit 1978 vergibt die Jürgen Ponto-Stiftung einmal im Jahr ihren renommierten Literaturpreis. Mit dem mit 15.000 Euro dotierten Preis werden junge Autor:Innen unterstützt, die an ihrem ersten Buchmanuskript arbeiten und eine besondere literarische Begabung erkennen lassen.

Die Bewerbung der Autor:Innen erfolgt ausschließlich über den Verlag, in dem das entsprechende Erstlingswerk erscheinen wird. Über den Preisträger entscheidet eine Jury. Ihr gehören der Fachkurator der Stiftung für den Bereich Literatur sowie zwei jährlich neu zu ernennende Autor:Innen oder Literaturkritiker:Innen an.

Zu den bisherigen Preisträger:Innen gehören u. a.

Einar Schleef (Gertrud, Roman, 1981), Arnold Stadler (Ich war einmal, Roman, 1989), Kurt Drawert (Spiegelland. Ein deutscher Monolog, Roman, 1991), Zoë Jenny (Das Blütenstaubzimmer, Roman, 1997), Andreas Maier (Wäldchestag, Roman, 2000), Zsuzsa Bánk (Der Schwimmer, Roman, 2002) Reinhard Kaiser-Mühlecker (Der lange Gang über die Stationen, Roman, 2007), Franz Friedrich (Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr, Roman, 2014), Sasha Marianna Salzmann (Außer sich, Roman, 2017), Philipp Weiss (Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen, Roman, 2018) und Deniz Ohde (Streulicht, Roman, 2020), Stefan Hornbach (Den Hund überleben, Roman 2021) sowie Kim de l`Horizon (Blutbuch, Roman, 2022).

Literaturpreis 2024

Clemens Böckmann

Mit dem Literaturpreis 2024 zeichnet die Jürgen Ponto-Stiftung Clemens Böckmann und seinen Debütroman Was du kriegen kannst aus, der im Hanser Verlag erscheinen wird.

Clemens Böckmann studierte in Hildesheim, Kiel, Leipzig, Lissabon und Tel Aviv. 2018 machte er seinen Masterabschluss im Bereich Sprache und Gestalt bei Oswald Egger an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Seitdem lebt und arbeitet er als Autor, Veranstalter und Herausgeber in Leipzig. Was du kriegen kannst ist sein Debütroman.

Die Preisverleihung findet am 28. November d. J. im Literaturhaus Frankfurt statt.

Foto: © Paula Winkler

Begründung der Jury

Als der Jury unter vielen auch dieses Debüt vorlag, war es eine Druckfahne mit einem zweisilbigen Arbeitstitel: „Uta“. Ein Manuskript, das gedruckt und erscheinen wird. Schon nach wenigen Seiten wurde klar, dieser Text ist ein Versprechen. Das Versprechen auf eines der aufregendsten Bücher des Jahres. Sein Urheber Clemens Böckmann kommt mit ihm einem der höchsten Ziele der Literatur nahe, er macht Unsichtbares erkennbar. Die Geschichte von Uta ist die Geschichte einer Unsichtbaren. Es ist das poröse Biopic einer Unerzählten. Das Leben einer Frau, die sich aufbäumt gegen die Konventionen, eine Untergeherin, die sich behauptet und die dafür ihre Attraktivität, aber auch ihr Wohl und Wehe einsetzt. Uta nutzt ihren Körper. Sie tauscht den Trott gegen Risiko, das Kleinkarierte gegen ein wenig Luxus. Sie macht Geld, spielt zugleich mit der Macht und akzeptiert den Pakt, dass sie selbst Spielball dieser Macht ist. „Was du kriegen kannst“, so letztlich der schwebend offene Buchtitel, ist ein Lebensbericht, der in dieser Widmungskraft noch wenig Vergleiche haben dürfte und sich mit den Meilensteinen dokumentarischer Literatur messen kann. Clemens Böckmann gelingt es, drei große Textformen vielsagend, scheinbar wertfrei und gleichberechtigt zu einem packenden Roman zu arrangieren. Zum einen die unbehauene Mündlichkeit der Lebensbeichte von Uta, deren Erinnerungen selbst nicht immer verlässlich scheinen. Dann die Rastersprache der Staatsicherheitsberichte, die Zersetzung, Karriere oder Instrumentierung zum Ziel hat. Und zum Dritten die atmosphärisch ganz nah an die Leserinnen rückende Erzählgegenwart des Dokumentaristen Böckmann und seiner Quelle Uta. „Was du kriegen kannst“ ist ergreifende Kunst. In den Zeiten des Kalten Krieges sollte die Dokumentarliteratur in Ost wie West Lebensalltag ohne Kunst-Tammtamm einfangen. Hier wird sie neu nutzbar gemacht und zu einem potenten Instrument. Der in Leipzig lebende Autor hat einen Lebensfilm zusammengefügt, der ohne anzuzeigen ein krankmachendes System aus Angst, Denunziation und Sucht und darin das flackernde Leben einer Frau sichtbar macht. Egal an wen wir denken, ob an Maxi Wander, Walter Kempowski, an Irina Liebmann oder an die tobenden Stimmen in „Kanak Sprak“ von Feridun Zaimoglu, hier meldet sich Clemens Böckmann.

So die Jury, der in diesem Jahr neben dem Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung Hauke Hückstädt, die Schriftstellerin Deniz Ohde sowie die Literaturkritikerin, Radiojournalistin und Autorin Katrin Schumacher angehören.

Aus der Verlagsvorschau

Wer ist diese Frau? Ihre Stasi-Akten beschreiben Uta als „groß“, „schlank“, „sehr intelligent, z. T. auch sehr raffiniert“. Sie nennen sie „mannstoll“ und notieren, dass sie „sehr viel raucht und auch viel Alkohol verkonsumiert“. Aber ist das schon alles? Wie kann man einen Menschen voller Hoffnung und Lust beschreiben, der in die Widersprüche seiner Zeit gerät?

Über vierzig Jahre war Uta Sexarbeiterin. Seit 1971 von der Stasi auf Männer angesetzt, war sie dabei Täterin und Opfer zugleich. In Clemens Böckmanns die Geschichte aufwühlendem Roman erzählen er, sie und die Akten gemeinsam ein Leben. Dabei gibt es keine Wahrheit über die DDR oder die Ausbeutung als Frau – aber Aufmerksamkeit für einen von allen vergessenen Menschen.

Literaturpreis 2023

Charlotte Gneuß

Mit dem Literaturpreis 2023 zeichnete die Jürgen Ponto-Stiftung Charlotte Gneuß und ihren Debütroman Gittersee aus, der im S. Fischer Verlag erschienen ist.

Charlotte Gneuß, 1992 in Ludwigsburg geboren, studierte Soziale Arbeit in Dresden, literarisches Schreiben in Leipzig und szenisches Schreiben in Berlin. Sie veröffentlicht in Literaturmagazinen, ist Gastautorin von ZEIT Online, war u. a. bei Textwerkstätten der Jürgen Ponto-Stiftung und der Kölner Schmiede geladen, ist Gewinnerin des Leonhard-Frank-Stipendiums für neue Dramatik und Herausgeberin der Anthologie Glückwunsch, die bei Hanser Berlin erschien. Immer wieder nähert sich Gneuß schreibend der DDR, der Realität und der Utopie, in der ihre Eltern aufwuchsen und die es heute nicht mehr gibt. Gittersee ist ihr Debütroman.

Die Preisverleihung fand am 23. November 2023 im Literaturhaus in Frankfurt am Main statt.

Foto: © Daniel Nartschick

Begründung der Jury

„Charlotte Gneuß weist mühelos auf, die DDR ist noch nicht zu Ende erzählt. In einem Buchherbst beeindruckender Debüts ist Gittersee dasjenige, das aus der Geschichte von vorne auf uns zukommt. Die 1992 geborene Autorin zeigt mit wenigen Strichen tiefe Verflechtungen, gravierende Momente, auseinanderdriftende Miniaturen. Auf dem Spiel stehen die erste Liebe, große Fürsorge, Unschuld, Verrat und Treue. Gneuß, die ab sofort zu den Besten der jüngsten Generation deutschsprachiger Autor*innenschaft zu rechnen ist, beweist, die Geschichte lehrt, aber ihre Schüler belehren nicht.

Das schwierige Feld aus Individualgeschichte, Staatsdoktrin und Freiheitswunsch erzählt Gneuß aus überraschender Perspektive. Die 16-jährige Karin durchlebt, was es bedeutet, innerhalb eines undurchsichtigen, bedrohlichen Systems seine Rolle zu finden. Gittersee ist dabei auch ein Ensemble-Roman und weist als solcher über das vermeintlich kleine graue Land hinaus. Die Summe der Prädikate dieses Debüts – Milieu-Instinkt, Tonfall, Verdichtung und der poetische Moment – ist Unruhe als Energie. Die Leben, die wir in Gittersee als Lesende streifen, lassen uns nicht mehr los.

Der offene Ausgang des Buches und das unausgeschriebene Fortleben der Handelnden sind Cliffhanger in unsere destabilisierte Gegenwart. Der Wende-Roman ist untot. Es lebe der Vorwende-Roman!“, so die Jury, der in diesem Jahr der Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung Hauke Hückstädt, die Autorin Lena Gorelik sowie die Literaturvermittlerin und Autorin Emily Grunert angehören

Aus der Verlagsvorschau

1976, im Dresdner Vorort Gittersee: Karin ist 16, hütet ihre kleine Schwester und hilft der renitenten Großmutter im Haushalt, die ihrer Zeit als Blitzmädel hinterhertrauert. Karins Vater verzweifelt an der Reparatur seines Škodas wie an der des Familienlebens, und ihre Mutter würde am liebsten ein anderes Leben führen.

Aufgehoben fühlt sich Karin bei ihrer Freundin Marie, dem einzigen Mädchen in der Klasse, das später nicht etwas machen, sondern etwas werden will: die erste Frau auf dem Mond. Und Karin ist verliebt: in ihren Freund Paul, der gerne Künstler wäre, aber im Schacht bei der Wismut arbeitet.

Als Paul zu einem Ausflug aufbricht und nicht mehr zurückkommt, stehen eines Nachts zwei Uniformierte vor der Tür, und Karins Welt gerät aus den Fugen.

Literaturpreis 2022

Kim de l`Horizon

Der mit 15.000 Euro dotierte Literaturpreis  der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler ging 2022 an Kim de l`Horizon. Ausgezeichnet wurde der Debütroman Blutbuch, der im DuMont Buchverlag erschienen ist.

Kim de l`Horizon wurde 1992 in Ostermundingen bei Bern geboren. Bachelor in Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften in Zürich sowie Literarischem Schreiben in Biel. Im Master Transdisziplinarität an der ZHdK bewegt sich Kim momentan an den Grenzen zwischen Literatur, Kunst und Wissenschaft, sowie an der Grenze des Menschlichen. They ist Mitglied des Kollektivs e0b0ff und der Redaktion des Literaturmagazins delirium. In der Spielzeit 21/22 ist they Hausautor*in am Stadttheater Bern im Förderprogramm Stücklabor.

Kim hat Preise in verschiedenen Sparten gewonnen, wie zum Beispiel den Treibhaus- und den OpenNet-Wettbewerb für Prosa, den Textstreich-Wettbewerb für Lyrik, den Dramatiker*innenförderpreis Dramenprozessor 2020 und einen Kurzfilmwettbewerb der HAZ. Publikationen in verschiedenen Literaturmagazinen, u.a. im Narr, Bella Triste, Glitter und entwürfe. Auftritte an Literaturfestivals wie der Literaare und der Prosanova. They ist Stipendiat*in der Ernst-Göhner-Stiftung für Kunstschaffende in Ausbildung. Blutbuch (DuMont Buchverlag 2022) ist sein Debütroman.

Foto: © Anne Morgenstern

Begründung der Jury

Die Jury des Literaturpreises der Jürgen Ponto-Stiftung ist sich einig: Ein Buch dieser Kraft und Härte lässt nichts und niemanden hinter sicheren Linien zurück. Kim de l`Horizon hat mit Blutbuch etwas eingelöst, das zu den großen Versprechen der Literatur gehört, ein neues Sternbild für alte Muster und erstarrte Positionen. Blutbuch verschiebt Wahrnehmungen, pulverisiert Vorurteile, entsichert das Mitgefühl. Und es folgt und bricht wie alle Kunst, die voran will, Regeln. Hier ist ein hoch aufgeladenes 300-seitiges Werk zu entdecken, von dem Kim de l`Horizon sagt, es zu schreiben hätte zehn Jahre gebraucht. Zu lesen ist es wie ein Blitzschlag. Vieles von dem, was moderne Gesellschaften jetzt gerade bis auf die Musikantenknochen durchdeklinieren, findet hier formal und inhaltlich zu überzeugenden Transformationen. In einem Moment schroff, im nächsten opulent, plötzlich vulgär, distanzlos, dann irrlichternd. Immer aber um unsere Fragen kreisend nach Selbstbestimmung, nach Privatheit, nach unseren Körpern, nach Herkunft, Fügung, Vorbestimmung, Familie, Sex und Verzeihung.

Kim de l`Horizon zeigt den Körper in aufwühlender Weise als Gefängnis, als Fremdding, als Eroberungsfläche und sagt von sich, „aber ich wusste schon immer, ich komme nicht von hier, ich komme vom Horizont. Und von dort, vom Rand der Sichtfelder her bringe ich Blutbuch.“ Eine Form des Schreibens galt es zu finden, die de l`Horizon écritures fluides nennt. Die Sprachen, Töne, Formen und Zustände in diesem kaum zu übertreffenden Debüt sind tatsächlich selbst fließend, mitunter reißend, stromgeschüttelt. Und mittendrin stehen zwei große Frauenfiguren: Mutter und Großmutter.

Blutbuch ist also Familienalbum und es ist das zersetzende Gegenbuch dazu, eine der Biografie abgerungene Fibel des Klassismus, der Queerness, der Transidentität und Nichtheterosexualität. „Ich habe mich an einigen Schichten meiner Anverwandtschaften versucht. Und in diese Versuche habe ich Hexensprüche hineingeflüstert. Denn ich glaube an die écritures fluides als eine winzige verqueere superpower,“ sagt Kim de l`Horizon. – Und ja, das ist es auch, ein Buch der Superkräfte, der Superheldinnen. Es kommt mit einem rettenden Moment, wie die Jury, bestehend aus dem Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung Hauke Hückstädt, der Autorin Elisa Diallo und der F.A.Z.-Feuilletonistin Melanie Mühl, meint. Dieses Debüt könnte die Menschen bewegen wie zuletzt die großen Bekenntnisstexte von Eduard Louis, Annie Ernaux, Daniel Schreiber oder Hanya Yanagihara.

Die Preisverleihung fand am 3. November 2022 im Literaturhaus in Frankfurt am Main statt.

Literaturpreis 2021

Stefan Hornbach

Der Literaturpreis 2021 der Jürgen Ponto-Stiftung 2021 ging an Stefan Hornbach. Der Autor wurde für seinen Debütroman Den Hund überleben ausgezeichnet, erscheinend im Carl Hanser Verlag.

Stefan Hornbach, geboren 1986 in Speyer, studierte Theaterwissenschaft, Psychologie und Neuere deutsche Literatur in München, Schauspiel an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Mit seinem Theaterstück Über meine Leiche gewann er den Osnabrücker Dramatikerpreis, es folgten Einladungen zum Autorenwettbewerb des Heidelberger Stückemarkts und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin, außerdem Übersetzungen in vier Sprachen und eine Hörspielproduktion. Stefan Hornbach lebt in Konstanz und Berlin. Den Hund überleben (Hanser, 2021) ist sein Debütroman.

Begründung der Jury

Die Jury des Literaturpreises der Jürgen Ponto-Stiftung ist einstimmig begeistert: „Dem Autor Stefan Hornbach ist eine Idealform der Literatur gelungen. Sein Debüt ist eine Direktabnahme, eine Geschichte hoher Dringlichkeit, ein hochpräziser Tonabnehmer, der die Welt, in der wir uns bewegen, präzise abtastet und zugleich verwandelt. Es ist eine Erzählstimme, die uns fesselt und nicht entlässt. Hornbach trägt einen Stoff vor, der dem Leben abgerungen ist. Ein literarischer Held, jung und auf der Suche, erhält eine belastende Tumordiagnose und geht den Gang der Stationen, geht zurück zu den Eltern, bezieht wieder sein Jugendzimmer. Freunde, Ärztinnen, die Eltern, die Hündin, der medizinische Apparat sind seine Wegbegleiter. Und doch ist Den Hund überleben kein Krebstagebuch, keine Autofiktion, kein Passionsspiel. Der Autor selbst sagt von sich, im Schreibprozess sei seine persönliche Expertise nicht wertvoller als seine Vorstellungskraft.

Erstaunlich wie sehr dieses Debüt weiß, was alles entbehrlich ist beim Erzählen. So kommen die Stärken der Erzählweise noch deutlicher zum Vorschein: Humor, eine verletzbare Einfachheit, kaum sichtbare Konstruktion, Spannung. Mit Stefan Hornbach tritt ein Autor auf, der uns berührt und erschüttert, ohne uns zu Schütteln. Wir lesen ein Kammerspiel, dessen vier Wände aufgeklappt liegen, offen, labil, ohne Verlass: die Liebe, der Körper, die Herkunft, die Zukunft,“ sagt die Jury um den Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung Hauke Hückstädt, die Autorin Anja Kampmann und die Literaturvermittlerin Traudl Bünger. „Dieses Debüt ist ein Triumph über Panik und Alarmismus, wenn sein Gegenstand nicht so irdisch wäre, von einer fast biblisch zärtlichen Haltung zur wüsten Wirklichkeit.“

Der Preis wurde am 28. Oktober 2021 im Literaturhaus in Frankfurt am Main verliehen.

Literaturpreis 2020

Deniz Ohde

Der Literaturpreis 2020 der Jürgen Ponto-Stiftung ging an Deniz Ohde. Die Autorin wurde für ihren Debütroman Streulicht ausgezeichnet, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. 2016 war sie Finalistin des 24. open mike und des 10. poet bewegt Literaturwettbewerbs, 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. 2019 stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis. Streulicht ist ihr erster Roman.

Begründung der Jury

Der Roman erzählt von Reik und Max, die seit 20 Jahren ein Paar sind. Verheiratet sind sie nicht. Dennoch soll dieses Jubiläum gefeiert werden, wenn auch in kleiner Runde. Eingeladen sind nur ihr ältester Freund Tonio und seine Tochter Pega, die so alt ist wie die Beziehung von Max und Reik. Man trifft sich in ihrem Haus am See, um gemeinsam ein ruhiges Wochenende zu verbringen. Doch schnell wird klar, dass irgendetwas in der Luft liegt. Vor allem sind es Tonios Anspielungen auf eine inzwischen auch juristisch möglich gewordene Heirat, die für Spannungen sorgen; ebenso wie die Anwesenheit seiner Tochter Pega, die in Max und Reik ihre erweiterte Familie sieht, jedoch mit beiden auf unterschiedliche Weise verbunden ist. In Kintsugi schreibt Miku Sophie Kühmel über menschliche Beziehungen, die gelingen, aber auch scheitern können. Kintsugi ist das traditionelle japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Lack und Gold zu reparieren.

„Ein überaus beeindruckend konzentriert verfasstes Debüt, das zudem ein erhöhtes Lesevergnügen bereitet: Der Roman Kintsugi entwickelt einen neuen, zeitgemäßen Blick auf Lebens-und Liebeskonzepte und überzeugt als Ensemble-Roman mit äußerst differenzierter Figurenpsychologie. Die Polyperspektivität, die durch die Anordnung der Erzählenden entsteht, wirkt plastisch und glaubwürdig. Der Roman zeugt von großer Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe“, so das Urteil der Jury, der Hauke Hückstädt, Leiter des Frankfurter Literaturhauses und Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung für den Bereich Literatur, die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel sowie der Literaturkritiker Michael Braun angehörten. „Kintsugi ist der Titel eines Beziehungs-Dramas, das zu keiner Zeit ins Theatralisch-Aufgeregte verfällt, sondern sich in den Beiläufigkeiten zeigt. Die vier konsequent komponierten Perspektiven ergeben beinahe wie von selbst die Gliederung dieses Debüts, das um so beeindruckender ist, als es sich auf nur wenige Vorbilder berufen kann; am deutlichsten womöglich auf Goethes Wahlverwandtschaften oder aber auf, um eine zeitgenössische Referenz zu bemühen, Hanya Yanagiharas A Little Life, a Novel“, so die Jury weiter

Literaturpreis 2019

Miku Sophie Kühmel

Den Literaturpreis 2019 der Jürgen Ponto-Stiftung durfte Miku Sophie Kühmel entgegen nehmen. Die Autorin wurde für ihren Debütroman Kintsugi ausgezeichnet, der im S. Fischer Verlag erscheinen ist.

Miku Sophie Kühmel wurde 1992 in Gotha geboren. Sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin und der New York University studiert, unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Seit 2013 erscheint ihre Kurzprosa regelmäßig in Zeitschriften und Anthologien. Außerdem erzählt sie ihre Geschichten auch in Radiostücken und Podcasts. Kintsugi ist ihr erster Roman.

Über das Buch „Kintsugi“

Der Roman erzählt von Reik und Max, die seit 20 Jahren ein Paar sind. Verheiratet sind sie nicht. Dennoch soll dieses Jubiläum gefeiert werden, wenn auch in kleiner Runde. Eingeladen sind nur ihr ältester Freund Tonio und seine Tochter Pega, die so alt ist wie die Beziehung von Max und Reik. Man trifft sich in ihrem Haus am See, um gemeinsam ein ruhiges Wochenende zu verbringen. Doch schnell wird klar, dass irgendetwas in der Luft liegt. Vor allem sind es Tonios Anspielungen auf eine inzwischen auch juristisch möglich gewordene Heirat, die für Spannungen sorgen; ebenso wie die Anwesenheit seiner Tochter Pega, die in Max und Reik ihre erweiterte Familie sieht, jedoch mit beiden auf unterschiedliche Weise verbunden ist. In Kintsugi schreibt Miku Sophie Kühmel über menschliche Beziehungen, die gelingen, aber auch scheitern können. Kintsugi ist das traditionelle japanische Kunsthandwerk, zerbrochenes Porzellan mit Lack und Gold zu reparieren.

„Ein überaus beeindruckend konzentriert verfasstes Debüt, das zudem ein erhöhtes Lesevergnügen bereitet: Der Roman Kintsugi entwickelt einen neuen, zeitgemäßen Blick auf Lebens-und Liebeskonzepte und überzeugt als Ensemble-Roman mit äußerst differenzierter Figurenpsychologie. Die Polyperspektivität, die durch die Anordnung der Erzählenden entsteht, wirkt plastisch und glaubwürdig. Der Roman zeugt von großer Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe“, so das Urteil der Jury, der Hauke Hückstädt, Leiter des Frankfurter Literaturhauses und Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung für den Bereich Literatur, die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel sowie der Literaturkritiker Michael Braun angehörten. „Kintsugi ist der Titel eines Beziehungs-Dramas, das zu keiner Zeit ins Theatralisch-Aufgeregte verfällt, sondern sich in den Beiläufigkeiten zeigt. Die vier konsequent komponierten Perspektiven ergeben beinahe wie von selbst die Gliederung dieses Debüts, das um so beeindruckender ist, als es sich auf nur wenige Vorbilder berufen kann; am deutlichsten womöglich auf Goethes Wahlverwandtschaften oder aber auf, um eine zeitgenössische Referenz zu bemühen, Hanya Yanagiharas A Little Life, a Novel“, so die Jury weiter

Literaturpreis 2018

Philipp Weiss

Den Literaturpreis 2018 der Jürgen Ponto-Stiftung hat Philipp Weiss erhalten. Der Autor wurde für seinen Debütroman „Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen“ ausgezeichnet, der im Suhrkamp Verlag Berlin erschienen ist.

Philipp Weiss ist 1982 in Wien geboren und studierte Germanistik und Philosophie. 2009 nahm er mit seinem Text „Blätterliebe“ am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. 2011 gewann er mit seinem Stück „Allerwelt“ das Hans-Gratzer-Stipendium; „Allerwelt“ gelangte im Schauspielhaus Wien zur Uraufführung, wo Weiss in der Spielzeit 2013/14 Hausautor war. „Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne“ gewann 2015 den Preis der Theatertage Lyon und erschien auf Französisch in der Édition Théâtrales (Montreuil).

Über das Buch

Der Roman erzählt in fünf Bänden von Verlust, Aufbruch, von Verwandlung und der Begegnung des Menschen mit dem Unvorhersehbaren. Die siebzehnjährige Paulette erlebt im Jahr 1871 den Aufstand der Pariser Kommune, bereist als eine der ersten europäischen Frauen das Japan der Meiji-Ära und liegt über hundertdreißig Jahre im Eis der französischen Alpen. Die Klimaforscherin Chantal, ihre Ururenkelin, folgt ihren Spuren nach Fernost, entwirft eine zynische Geschichte des Universums und entflieht zugleich einer Liebe und deren umstülpender Kraft. Der von ihr zurückgelassene Künstler Jona begibt sich auf die Suche, findet in Japan aber nicht Chantal, sondern eine vielfache Katastrophe: ein Erdbeben, eine Welle, einen Atomunfall. Längst ist der Mensch zur zentralen gestaltenden Kraft der Erdgeschichte geworden. Wie aber geht er um mit Erschütterungen der Natur, der Politik und der Liebe?

„In fünf verschiedenen Textgattungen, vom Tagebuch über die Transkription einer Tonaufzeichnung bis zur Graphic Novel, zwischen Europa und Japan, zwischen neunzehntem und einundzwanzigstem Jahrhundert, verfolgt Philipp Weiss mit seinem Romanzyklus Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen die Suche des modernen Menschen nach seiner Bestimmung und Zugehörigkeit in einer sich rasant verändernden Welt. Das expansive erzählerische Vorhaben ist ein literarisches Wagnis, das seine formale Entsprechung in den gleichermaßen kühnen wie tragischen Lebensentwürfen der Figuren findet. Die Leser, die sich auf diese herausfordernde Reise einlassen, werden mit einem beeindruckenden Reichtum an Sprache, Phantasie und Wissen belohnt. Ein wahres Zukunftsversprechen eines zweifelsohne sendungsbewussten Autors“, so das Resümee der Jury, der  Hauke Hückstädt, Leiter des Frankfurter Literaturhauses und Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung für den Bereich Literatur, der Schriftsteller Gunther Geltinger sowie der Literaturkritiker Christoph Schröder angehörten.

Literaturpreis 2017

Sasha Marianna Salzmann

Den Literaturpreis 2017 der Jürgen Ponto-Stiftung erhielt Sasha Marianna Salzmann. Die Autorin wurde für ihren Debütroman „Außer sich“ ausgezeichnet, der im Suhrkamp Verlag Berlin erschienen ist.

Sasha Marianna Salzmann ist 1985 in Wolgograd geboren und in Moskau aufgewachsen. 1995 emigrierte sie mit ihrer Familie nach Deutschland. An der Universität Hildesheim studierte sie Literatur, Theater und Medien, an der Berliner Universität der Künste zusätzlich Szenisches Schreiben. Seit 2013 verbindet Salzmann eine enge Zusammenarbeit mit dem Maxim Gorki Theater Berlin, zunächst als Autorin, seit 2016 auch als Leiterin der Studiobühne.

Über das Buch

Der Roman dreht sich um Fragen der Zugehörigkeit fernab klassischer Definitionen von Geschlecht, Heimat und Sprache. Die Zwillinge Alissa und Anton wachsen symbiotisch auf, zunächst in einer engen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre, dann in einem westdeutschen Asylheim. Später, als Alissa in Berlin lebt, verschwindet Anton spurlos. Als Reaktion auf eine Postkarte ihres Zwillingsbruders, die sie aus Istanbul erreicht, macht sie sich dort auf die Suche nach dem Verschollenen und ruft sich zugleich ihre Familiengeschichte in Erinnerung.

„Salzmann erzählt buchstäblich Außer sich, stets auf der Grenze ihres Körpers, ihrer Sprache, ihrer Gefühle und Wahrnehmungen. Ihr Debütroman ist eine so gewagte wie gelungene Gratwanderung zwischen kulturellen und geschlechtlichen Identitäten. Gleichzeitig folgt ihr Roman den assoziativen Gesetzen der Erinnerung. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Generationspanorama von der Sowjetunion im 20. Jahrhundert bis ins Europa der Gegenwart“, so das Resümee von Professor Dr. Christof Hamann, Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung für den Bereich Literatur. Zusammen mit dem Schriftsteller Gunther Geltinger und dem Autor und Literaturkritiker Christoph Schröder zeichnete er für die Auswahl der Literaturpreisträgerin verantwortlich.

Jürgen Ponto-Stiftung Literatur Birgit Birnbacher

Literaturpreis 2016

Birgit Birnbacher

Den Literaturpreis 2016 der Jürgen Ponto-Stiftung hat Birgit Birnbacher erhalten. Die Autorin wurde für ihren Debütroman „Wir ohne Wal“ ausgezeichnet. Das Buch erschien im September 2016 im Verlag Jung und Jung in Salzburg.

Birnbacher wurde 1985 in Schwarzach im Pongau/Österreich geboren. Sie studierte Soziologie in Salzburg und war als diplomierte Behindertenpädagogin in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, unter anderem in Äthiopien und Indien. Sie lebt in Salzburg und arbeitet als Soziologin in den Bereichen Generationenwohnen und Stadtteilarbeit.

In zehn Episoden erzählt Birnbacher …

… von Menschen an der Schwelle zum Erwachsensein, die auf Suche sind und nicht einmal so recht wissen, was und wonach. Von Menschen, die jede Wahl haben, aber keinen festen Platz in der Gesellschaft. Die ihr Leben so leben, als würden sie auf etwas warten, während sich längst Entscheidendes ereignet. Ist das schon das Leben? Ist das alles schon ernst? Und während sie sich fragen, was es zum Beispiel zu bedeuten hat, dass der Mensch genetisch zu über 50 Prozent mit einer Banane übereinstimmt, kriegt einer die Kurve und eine andere die Panik. Und während sie sich noch immer auf der Suche glauben, stellen sie fest, sie sind bereits mittendrin. Zehn Figuren lässt Birnbacher davon erzählen, wie sich innerhalb eines Jahres plötzlich alles ändert, obwohl alles ist wie immer.

„Sachlich und poetisch zugleich, hart und weich, realistisch, doch auch ins Irreale gleitend – schöner Roman über junge Menschen in erstaunlich sicherer Sprache“, so das Resümee von Professor Dr. Hans-Martin Gauger, Fachkurator der Jürgen Ponto-Stiftung für den Bereich Literatur. Zusammen mit dem Schriftsteller Arnold Stadler und dem Autor und Literaturkritiker Christoph Schröder zeichnete er für die Auswahl der Literaturpreisträger verantwortlich.

Spaltmaße – Vermessungen aus Alltag und Gesellschaft

Das Literatur-Stipendienprogramm der Jürgen Ponto-Stiftung

Die Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler vergibt jährlich fünf Literatur-Stipendien an deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die nicht älter als 35 Jahre sind, noch kein literarisches Debüt vorgelegt haben und insofern nicht verlagsgebunden sind.

Die Stipendien haben eine Laufzeit von Juli bis Dezember eines Jahres. Sie sind mit 1.000 Euro pro Monat dotiert und nicht residenzgebunden. Am Ende des Stipendiums erwartet die Stiftung die Einreichung eines Textes, der sich zu einem von der Stiftung genannten gesellschaftspolitischen Thema äußert. Dies kann ein Essay sein, ein Aufsatz oder eine literarische Reportage. Für etwaige Recherche- oder Reisekosten verfügen die Stipendiatinnen und Stipendiaten jeweils über ein Budget in Höhe von maximal 750 Euro. Jeder Stipendiatin, jedem Stipendiaten steht jeweils und individuell eine erfahrene Lektorin oder ein erfahrener Lektor aus einem von vier renommierten und jährlich wechselnden Verlagen zur Seite.

Spaltmaße – Vermessungen aus Alltag und Gesellschaft 2024

Das Auswahlverfahren für das diesjährige Spaltmaße-Programm ist abgeschlossen. Eine Jury, bestehend aus Miku Sophie Kühmel, Hauke Hückstädt und Ralf Suermann, wählte die folgenden Autor:innen aus:

  • Kathrin Vieregg
  • Luca Bognanni
  • Anna Iakovets
  • Eric Ehrhardt
  • Son Lewandowski
  • Leh-Wei Liao

Mit Unterstützung der Dr. Karl und Lore Nebendorf-Stiftung konnte in diesem Jahr ein sechstes Stipendium vergeben werden.

Son Lewandowski ist Autorin, Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin. Literarische und kulturjournalistische Texte schrieb sie u.a. für Edit, Spr.i.t.Z., BELLA triste, 54books und die taz. 2022 wurde sie zum Auftakt Festival für Szenische Texte eingeladen, 2023 zum 26. Klagenfurter Literaturkurs und der Autor:innenwerkstatt des LCB. Mit ihrem Essay Die kurzen Karrieren stand sie im gleichen Jahr auf der Shortlist des Edit-Essaypreises. Als Mitbegründerin von INSERT FEMALE ARTIST initiierte sie das gleichnamige Literaturfestival für feministische Stimmen, arbeitet als Literaturveranstalterin und betreibt mit Svenja Reiner den Literaturpolitik-Podcast temporär & prekär.

Fotocredit: Katharina Stahlhofen

Leh-Wei Liao [ˈlə wɛɪ̯ liaʊ̯] (sie/ihr), 1993 in Göttingen geboren, ist Ärztin und Künstlerin. Ihre künstlerischen Arbeiten umfassen Performance, Installation und Film und bewegen sich auf der Schnittstelle zwischen Bildender Kunst und Literatur. Sie schreibt Lyrik und Prosa. Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften, u.a. erostepost, mosaik und Literarische Blätter.
Leh-Wei lebt in Kassel und arbeitet zur Zeit an ihrem Romandebüt.

Fotocredit: Yijian Zou

Anna Iakovets wurde 1993 in Moskau (Russland) geboren und lebt seit vier Jahren in Frankfurt am Main. Sie studierte Germanistik und Komparatistik an der Lomonossow-Universität Moskau Aund promoviert derzeit an der Goethe-Universität Frankfurt am Main über die Grausamkeit bei Thomas Bernhard.

Sie ist als Dozentin an der Goethe-Universität Frankfurt und freiberuflich als Übersetzerin tätig aus (Englisch–Deutsch, Englisch–Russisch, Deutsch–Russisch). In Ihrer Übertragung sind unter anderem Texte von Achille Mbembe und Thomas H. Ogden erschienen.

Nach der Emigration aus ihrem Heimatland muss sie sich als Wissenschaftlerin und Autorin neu erfinden. Sie verarbeitet die persönliche Erfahrung des Dazwischenseins – zwischen Muttersprache und Deutsch, zwischen Heimweh und Angst vor der Rückkehr, zwischen Hoffnung und Depression.

Eric Ehrhardt, Jahrgang 1989, geboren in Magdeburg. Studium in Leipzig, Basel und New York. Veröffentlichung von Gedichten, Erzählungen und Essays in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien, u.a. in Jenny (# 8), Edit (# 82) und Bella triste (# 60), zuletzt im ’Apostrophe (# 7), Zwischentext (# 5) und dem Narr (# 41). In Illustrationen und video-installativen Arbeiten öffnet er seine Texte zu künstlerischen Formen. 2023 erhielt er das Fellowship : Literatur der Stiftung Insel Hombroich. Anfang 2024 war er mit dem Atelier Mondial drei Monate in der Cité internationale des arts in Paris zu Gast, und im Frühjahr desselben Jahres mit dem Styria Artist in Residence-Programm (St.A.i.R.) zwei Monate in Graz. Derzeit arbeitet er an dem Buchprojekt »Im Klauhof«, gefördert durch einen Werkbeitrag vom Literaturausschuss beider Basel, und dem Lyrikband »Ganz mein Dings« (Arbeitstitel).

Fotocredit: Andrea Vera Wenger

Luca Bognanni lebt und arbeitet in Köln. Er studierte Sozialwissenschaften und aktuell postgradual Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien. Zurzeit schreibt er an seinem ersten Roman.

Fotocredit: Suna Kim Ozankan

Kathrin Vieregg (sie/ihr) war als Sozialarbeiterin vor allem im Bereich wissenschaftlicher Chancengleichheit tätig, während sie ab 2020 Literarisches Schreiben in Leipzig und Biel (CH) studierte. Sie veröffentlichte Essays, Prosa & Prosagedichte in Magazinen & Anthologien – im Zentrum ihrer Arbeit steht die Frage nach Verbundenheit(en).

Ihr Text cui bono wurde beim 29. open mike mit einem der Literaturpreise für Prosa ausgezeichnet, für den Stückentwurf MUTTER VATER RIND erhielt sie in diesem Frühjahr den Preis der jungen Dramatik vom Staatstheater Braunschweig und dem neuen theater Halle. Im Herbst 2025 wird es in Halle uraufgeführt. Sie lebt in Kiel und schreibt an ihrem Debütroman Dezibel.

Fotocredit: Nathalie Eckstein

 

Spaltmaße – Vermessungen aus Alltag und Gesellschaft 2023

Jehona Kicaj, Irina Nekrasov, Hoshiyar Aysouda, Juli Mahid Carly und Felix Gaisbauer waren die Stipendiat:innen des Jahres 2023!

Jehona Kicaj, 1991 in Suhareka, Kosovo geboren, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Derzeit ist sie als Lektorin für einen internationalen Wissenschaftsverlag tätig. Kicaj schreibt literarische und essayistische Texte und arbeitet aktuell an ihrem ersten Roman mit dem Titel ë. In Prosa-Fragmenten verhandelt sie darin Sprachlosigkeit als Folge des Kosovo-Krieges.

Irina Nekrasov (Tscheljabinsk, *1993) ist Leipziger Autor_in und Kulturwissenschftler_in. Seit 2018 ist Irina Mitglied des Kollektivs PMS Postmigrantische Störung. 2022 gewann Irina den Wortmeldungen Förderpreis der Ulrike Crespo Stiftung. Veröffentlicht hat Irina u.a. bei Herz & Habitus (Sukultur), Solidarisch gegen Klassismus (unrast Verlag) und der Literaturzeitschrift die horen (Wallstein Verlag).

Aisouda Hoshiyar, geboren 1994 in Shiraz (Iran). Sie studierte Angewandte Statistik in Göttingen und promoviert seit 2019 in Data Science in Hamburg. Seit 2022 schreibt sie Texte zu gesellschaftspolitischen Themen und arbeitet an ihrem Debütroman.

Felix Gaisbauer, 1993 in Passau geboren, studierte zunächst Physik und Philosophie in München und nun Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim. Derzeit arbeitet er an einem Erzählband mit dem Titel Im Windschatten.

Foto: Franziska König

Juli Mahid Carly wurde 1997 in Baunatal geboren. Dann in Göttingen Deutsch und Geschichte, in Ludwigsburg Regie studiert, in Rom versucht Italienisch zu lernen, in Mumbai erfolglose Karriere als Bollywoodstar hingeschmissen. Juli arbeitet gerade als Theatermacher:in und Autor:in am Volkstheater München, dem Jungen Nationaltheater Mannheim, dem Stadttheater Konstanz sowie in der freien Szene.

Ausgewählt wurden die vier Stipendiat:innen von einer Jury, der die Autorin Isabelle Lehn, der Leiter des Frankfurter Literaturhauses Hauke Hückstädt sowie der Geschäftsführer der Jürgen Ponto-Stiftung Ralf Suermann angehörten. Durch Vermittlung der Stiftung stehen den Autor:innen für die Dauer ihres Förderzeitraums Lektor:innen aus dem Piper-Verlag, dem Aufbau-Verlag, dem Verlag C.H.Beck, dem Schöffling-Verlag sowie dem Rowohlt-Verlag zur Seite.

Auf Einladung der Stiftung haben Iina Nekrasov, Juli Mahid Carly, Jehona Kicaj, Hoshiyar Aysouda und Felix Gaisbauer neben ihrer Beschäftigung mit den eigenen literarischen Projekten auch Essays zum Thema „Von Klassen und Klassismus“ auseinandergesetzt. Das Literaturmagazin Edit wird die Essays im Herbst 2024 veröffentlichen.

Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung im Herrenhaus Edenkoben

Auf Einladung der Jürgen Ponto-Stiftung trafen sich von 2005 bis 2020 zwei Mal im Jahr jeweils zehn ausgewählte, deutschsprachige Nachwuchsschriftstellerinnen und -schriftsteller im Herrenhaus Edenkoben in der Pfalz. Bewerben konnten sich Autorinnen und Autoren, die nicht älter als 35 Jahre waren und bisher kein eigenes literarisches Werk veröffentlicht hatten.

Unter professioneller Anleitung arbeiteten sie dabei im Abstand von sechs Monaten jeweils für ein Wochenende an ihren Prosaprojekten. Als Dozenten standen ihnen während der Werkstattphasen Literaturpreisträger der Stiftung und andere renommierte Autorinnen und Autoren mit ihrer Expertise zur Seite.

Auszüge aus den während der Schreibwerkstatt bearbeiteten Prosaprojekten wurden nach Abschluss der Schreibwerkstatt in der Anthologie-Reihe „Federlesen“ dokumentiert.

Anthologie „Federlesen“ bestellen

Schreibwerkstatt 2020

2020 hat die 15. Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung im Herrenhaus Edenkoben stattgefunden. Geleitet wurde sie von der Regisseurin und Schriftstellerin Judith Kuckart, die 2003 Residenzstipendiatin im Herrenhaus Edenkoben war. Als Co-Dozent stand ihr der Schriftsteller Joachim Helfer zur Seite.

Teilnehmerinnen: Justine Z. Bauer, Laura Dürrschmidt, Ursula Kirchenmayer, Lisa Krusche, Katerina Langjahr-Cerna, Laetita Lenel, Annegret Liepold, Anna Yeliz Schentke, Stefanie Schweizer

Schreibwerkstatt 2019

2019 veranstaltete die Jürgen Ponto-Stiftung die 14. Schreibwerkstatt im Herrenhaus Edenkoben. Geleitet wurde sie von Christopher Kloeble, Literaturpreisträger der Jürgen Ponto-Stiftung 2008, und Olga Grjasnowa, die an der fünften Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung 2010 teilgenommen hatte.

Teilnehmer waren: Konrad Bach, Simone Falk, Charlotte Gneuß, Mariusz Hoffmann, Verena Keßler, Ann-Christin Kumm, Jessica Lind, Theresia Töglhofer.

In diesem Jahr wurde die Vergabe des Residenzstipendiums ausgesetzt.

Schreibwerkstatt 2018

Schreibwerkstatt 2018

Dozenten der Schreibwerkstatt 2018 waren die Schriftsteller Angelica Ammar und Saša Stanišić. Angelica Ammar hatte 2006 für ihren Debütroman „Tolmedo“ (Ammann Verlag & Co., Zürich) den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung erhalten. Saša Stanišić war Teilnehmer der ersten Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung 2005.

Teilnehmer: Konstantin Ferstl, Valeria Gordeew, Martin Halewitz, Daniel Mellem, Merle Müller-Knapp, Eva Raisig, Stephan Roiss, Slata Roschal, Sabine Schönfellner, Robert Stripling.

Das Residenzstipendium 2019 für einen fünfmonatigen Aufenthalt im Herrenhaus Edenkoben ging an den in Frankfurt am Main lebenden Autor Robert Stripling.

Schreibwerkstatt 2017

Schreibwerkstatt 2017

Dozenten der Schreibwerkstatt 2017 waren der Schriftsteller Reinhard Kaiser-Mühlecker und die Lektorin Dr. Petra Gropp vom S. Fischer Verlag. Die Jürgen Ponto-Stiftung hat Reinhard Kaiser-Mühlecker im Jahr 2007 für den Debütroman „Der lange Gang über die Stationen“ (Verlag Hoffmann und Campe) mit ihrem Literaturpreis ausgezeichnet.

Teilnehmer: Lene Albrecht, Ann-Kathrin Ast, Yannic Federer, Anna Gielas, Gregor Heim, Manon Hopf, Ronya Othmann, Alexander Raschle, Dorothee Riese und Max Schönherr.

Das Residenzstipendium 2018 für einen fünfmonatigen Aufenthalt im Herrenhaus Edenkoben ging an die in Wiesbaden lebende Autorin Manon Hopf.